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Channel: dünnes Eis
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Die Wohngemeinschaft…

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(Nur ein Gedicht:)

„…ist nirgends auch nur annähernd so verbreitet wie in Deutschland, und niemand ist über diesen Sachverhalt gestolpert oder hat nach Gründen gefragt Und solcher Mangel an Misstrauen und Skepsis in einem Land, welches eingedenk seiner Geschichte wie kein anderes Gründe zum Selbstzweifel hätte, gibt zu denken.“

„Während es im öffentlichen Dienst genügt, nicht als DKP-Mitglied aufgefallen zu sein, stellt die Wohngemeinschaft weit höhere Anforderungen nicht nur an die Gesinnungstreue des Bewerbers, sondern auch an sein Geschlecht, seine Lebensgewohnheiten, seine Feelings, Vibrations, Kleidung, Auftreten, Erscheinung, Umgangsformen etc. Wer dringend gerade ein Zimmer braucht, hat dann keine andere Wahl, als sich unterzuordnen, sich einzufügen, sich anzupassen. Zwar ist dieser Zwang bekannt, aber er wird in der Regel als Auswuchs, als Randerscheinung betrachtet. In Wahrheit ist er das Wesen der Sache. Wohngemeinschaft heißt: Nicht als einzelnes bedürftiges Individuum, sondern nur als Mitglied der Gemeinschaft hat man Anspruch auf Wohnraum. Durch ihre Verbindung mit dem Wohnen ist Gemeinschaft nicht mehr die freie und freiwillige Vereinigung, die sie prätendiert, sondern eine Zwangskörperschaft wie die Volksgemeinschaft. (…)

In freiheitsliebenden Ländern hat sich die Wohngemeinschaft deshalb nicht durchsetzen können. Dort achtet man den Unterschied zwischen den lebensnotwendigen Dingen und solchen, bei denen die freie Entscheidung die Hauptrolle spielt. Eine Wohnung braucht jeder, eine Gemeinschaft nicht.“

Wolfgang Pohrt: Eine Zukunft für die Vergangenheit, in: Endstation. Über die Wiedergeburt der Nation, Pamphlete und Essays, Rotbuch Verlag, Berlin (West) 1982: 59 u. Fn. 2, S. 67f.


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